(Aus der Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum 1983)
"Wohltätig ist des Feuers Macht, wenn es der Mensch bezähmt, bewacht"
(Lied der Glocke v. Friedrich Schiller)
Die alte heidnische Vorstellung, den Dämon Feuer mit irgendwelchen Gaben, wie Brot oder Honig, günstig stimmen zu können, hat den Menschen leider sehr wenig geholfen. So kommt es, dass die Geschichte der Feuewehr sehr alt ist. Bereits im alten Rom gab es unter Kaiser Augustus (2 v. bis 14 n. Chr.) so etwas wie Löschmannschaften, die bereits mit Leitern, Eimern und Äxten ausgerüstet waren. Wohl der spektakulärste Brand der Antike war der von Kaiser Nero in Rom gelegte Brand (64 n.Chr.), der sechs Tage lang wütete. Überhaupt hatten die Menschen schon seit eh und je ihre Mühe und Not mit dem Feuer, seit es - der griechischen Sage nach - Prometheus den Menschen gebracht hatte. Bei Brandkatastrophen galt verständlicherweise das erste Interesse mehr der Rettung von Hab, Gut und Vieh, als der Eindämmung und Bekämpfung des Brandes. Den durch Brände in ihrer Existenz ganz erheblich Geschädigten wurde von Nachbarn, Gemeinde oder Staat allgemein große Hilfe zu Teil, um wenigsten die schlimmste Not zu lindern. Später entwickelte sich daraus die Brand- und Feuerversicherung, die heute gesetzlich vorgeschrieben ist.
Da vorbeugen immer besser ist als heilen, musste sich von Anfang an das besondere Augenmerk darauf richten, Brände gar nicht erst entstehen zu lassen. Aus diesem Grunde wurde von der jeweiligen Obrigkeit schon sehr bald eine Vielzahl von "Feuerordnungen" erlassen, die den Bürger - bei Strafe - anhielten, mit Vorsicht und Sorgfalt mit dem Feuer umzugehen. Die Gefahr war naturgemäß in früheren Zeiten ganz erheblich Größer, denn man kannte nur ein offenes Herdfeuer - das zudem über Nacht weiterbrannte, weil es noch kleine Streichhölzer gab -, es gab ausschließlich offenes Licht, fast nur Stroh- und Holzschindeldächer usw.
Übrigens begann man damals bereits damit, bestimmten Berufen, wie Zimmerleuten oder Hafnern, eine Art "Feuerschau" zu übertragen, ähnlich der, die heute von den Schornsteinfegermeistern im Auftrag des Staates durchgeführt wird. Da diese Vorsorge jedoch nicht ausreichte, schrieb man den Bürgern vor, dass jeder Haushalt mit Gerätschaften wie Eimern und Leitern ausgerüstet sein mußte, um im Brandfall besser gerütet zu sein; daneben mußten Behälter mit Löschwasser bereitgehalten werden. Solche einfachen und sicherlich nicht ganz wirkungslosen Selbstschutzmaßnahmen wurden, wie viele noch wissen werden, einige Jahrhunderte später im Zweiten Weltkrieg leider erneut zur zwingenden Notwendigkeit.
Bald wurden die oft leck geschlagenen Holzeimer durch lederne Löscheimer ersetzt, die zudem noch erheblich leichter waren. Und damit ging es dann beim Einsatz wie in Schiller`s "Glocke":
"Durch der Hände lange Kette um die Wette fliegt der Eimer hoch im Bogen ..."
Es ist interessant zu wissen, daß der Löscheimer lange Zeit das wichtigste Gerät bei der Brandbekämpfung war. Erst im 15. Jahrhundert wurden die ersten Handfeuerspritzen im fränkischen Nürnberg entwickelt und überallhin verkauft. Ebenfalls in Nürnberg erfand im 17. Jahrhundert ein Schmied eine richtige, große Feuerspritze und etwa zur gleichen Zeit erfand ein Holländer die Schlauchspritze mit Schläuchen aus Leder und Segeltuch. Später, im 19. Jahrhundert, wurde dann die Dampfspritze erfunden und bis zur heutigen Motorspritze weiter entwickelt.
"Wahrt das Feuer - wahrt das Licht ..."
Eine wichtige Rolle bei der Brandbekämpfung spielt seit Jahrhunderten die rechtzeitige Feuermeldung. Ursprünglich wurde diese Aufgabe von den Nachtwächtern und Turmwächtern wahrgemommen, die durch trommeln, Horn blasen oder Glocken läuten die Bewohner zum Löschen gerufen hatten. Im 19. Jahrhundert bediente man sich dazu bereits des Telefons und der in den Städten aufgestellten Feuermeldeapparate. Heute geschieht dies durch vielfältige moderen Feuermeldeeinrichtungen vom Feuermelder über Sirenen bis hin zu elektronisch gesteuerten Überwachungs- und Warnanlagen.
Während früher grundsätzlich alle männlichen Einwohner Löschdienst zu verrichten hatten, konnte man später bereits "Spezialisten" dafür einsetzen. Das waren zuerst bestimmte Zünfte (Zimmerleute, Dachdecker) die ja bereits in sich straff organisiert waren und mit dem vorhandenen Gerät umzugehen wußten. Später entwickelte sich hieraus und aus den "Freiwilligen Brandwachen" (meist Mitglieder von Turnvereinen) die "Freiwillige Feuerwehr" und die "Berufsfeuerwehr", die dann auch - und das ist besonders wichtig - unter einem einheitlichen Komando standen.
So war mittlerweile das Feuerlöschwesen in den Städten einigermaßen befriedigend geregelt. Auf dem Lande haperte es aber erheblich. Die Leute dort mußten froh sein, wenn sie bei einer Feuersbrunst außer ihrem Leben noch Vieh und bewegliche Habe retten konnten. Grund dafür waren nicht vorhandene Wehren oder schlechte Ausrüstung und mangelhafte Organisation.